Es gibt Menschen, die sich nichts aus Musik machen. Wenn sich mir so jemand offenbart, klappt mir meistens die Kinnlade auf Bauchnabelhöhe und ich bemühe mich nicht zu sehr wie ein Auto zu gucken. Klappt oft nicht gut. Ich akzeptiere das dann – was soll ich auch sonst tun? – bin aber dennoch erschüttert und misstrauisch dem Betreffenden gegenüber, ob er wohl tatsächlich ein Mensch ist?! Denn in meinem eigenen Universum gibt es nicht vieles, das mit solch durchschlagender Kraft Einfluss auf mich und meinen Emotionshaushalt nehmen kann wie Musik. Auf der einen Seite finde ich es wirklich Wahnsinn wie der entsprechende Sound aus den Boxen einen entweder ins tiefste Loch reiten, oder aus genau jenem wieder heraus befördern kann. Auf der anderen Seite kann man sich das Wissen über diese Heilkraft von Musik natürlich auch zu Nutzen machen und der eigenen Stimmungslage beträchtlich zuarbeiten!
Gehen wir mal von der hypothetischen ganz-tief-unten-im-Loch-Situation aus. Solche Situationen gibt es ja nun mal leider immer wieder im Leben und dann macht auch erst mal kein Gegensteuern in Form von überzogener gute-Laune-Beschallung Sinn. Dann heißt es mit vollem Anlauf rein in die Melancholie-Pfütze und sich in seinem eigenen Schmerz suhlen bis er einem zu den Ohren rausläuft. Da ich ein extrem sprachaffiner Mensch bin, sollte die Musik allerdings nicht bloß zum Selbstzweck bestehen, sondern gleichzeitig von Texten getragen werden, die in ihren Aussagen so treffend sind, dass man meinen könnte sie seien mir just per Telekinese aus dem Hirn gebeamt worden. Vielleicht weil man dann den Eindruck hat, dass man von irgendwem in der Welt auf eine seltsame Art und Weise doch verstanden wird und dass die eigenen Gedanken nicht total Banane sind. Immerhin hat sie wer anders offenbar auch schon einmal gedacht.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, steht der Aufnahme in den Kanon der Lieblingslieder eigentlich nichts mehr im Wege! Und wenn man sich daran satt gehört hat, steht auch der nächsten Treppenstufe auf dem Weg aus dem besagten Loch nicht mehr viel im Wege. Im Folgenden habe ich hier mal eine meiner musikalischen Taktiken zur Begleitung einer solchen Treppe zusammengeschustert. Wer mag, kann sie sich ja zur Inspiration nehmen und einmal selber testen wann welche Songs ihre größte Heilkraft entfalten. Denn was die ganze Kiste so besonders macht, ist ja die persönliche Note. Diese Treppe ist ganz allein meine, aus meinem eigenen Geschmack entstanden und nur deswegen ist sie mir so nah und wichtig. Wie ein guter Freund, der uns in- und auswendig kennt und deswegen wie kein anderer an die Hand nehmen kann. (Die Treppe könnte übrigens noch um eiiiiniges länger sein! Hier erst mal nur der Weg von “super depressive allround Schwarzseherei”, über “ok schon blöd alles, aber so isses nun und nicht anders”, bis hin zu “witzig, ist schon Banane und zum Lachen wie das Leben manchmal so spielt!”)
Daughter – Home
Interpol – My Desire
Future Islands – Seasons
Schnipo Schranke
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